Dr. Rainer Gerke, Gründer von indeson und anerkannter Experte im Bereich der Beruflichen Bildung, hat kürzlich ein zentrales Forschungs- und Diskussionspapier mitverfasst. Das Papier, welches einen wesentlichen Beitrag zum Diskurs über nachhaltige Entwicklung leistet, untersucht den Übergang zu einer umweltverträglichen und kohlenstoffarmen Wirtschaft, gemeinhin als Grüne Wirtschaft bezeichnet. Dieser Wandel wird erhebliche Auswirkungen auf den globalen Arbeitsmarkt haben, indem er neue Beschäftigungsmöglichkeiten schafft, bestimmte Arbeitsplätze überflüssig macht und die Anforderungen an die Fähigkeiten in zahlreichen Berufen verändert.
Dadurch entsteht die dringende Notwendigkeit für Berufsbildungs-Systeme weltweit, sich anzupassen und die aktuelle sowie zukünftige Belegschaft auf die aufkommenden Herausforderungen und Chancen innerhalb der Grünen Wirtschaft vorzubereiten. Um diese Notwendigkeit theoretisch zu unterstreichen, wurde eine umfassende Studie mit fünf detaillierten Berichten initiiert. Ziel dieser Berichte ist es, wesentliche Interventionsbereiche zu identifizieren, praxisorientierte Empfehlungen zu formulieren und einen visionären Politikrahmen für die Weiterentwicklung von Grüner Berufsbildung zu entwerfen.
Das einleitende Papier dieser Serie zielt darauf ab, die zentrale Rolle, die die Berufsbildung (TVET, „Technical and Vocational Education“) bei der Gewährleistung eines Gerechten Übergangs zu einer Grünen Zukunft spielen muss, eingehend zu untersuchen. Es wird auch das Potenzial der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) betrachtet, Partnerländer in diesem Übergang zu unterstützen. Das Papier synthetisiert Erkenntnisse aus einer gründlichen Überprüfung der aktuellen akademischen Literatur und Einsichten, die aus Interviews mit verschiedenen technischen Kooperationsprojekten gewonnen wurden.
Die wesentlichen Ergebnisse des Papiers umfassen sieben ausformulierte Thesen und Empfehlungen, die für die Politikgestaltung und EZ-Interventionen im Bereich Grüner Kompetenzen maßgeschneidert sind. Diese Beiträge sollen Fachleute, politische Entscheidungsträger und Akademiker in den sich überschneidenden Feldern der nachhaltigen Entwicklung, Bildung und Arbeitsmarktdynamik informieren und interdisziplinäre Expertendiskussionen anregen, sowie frische Perspektiven zur konzeptionellen Weiterentwicklung von Grünen TVET-Strategien anbieten.
- Kohärente Ausrichtung von Umwelt-Agenden und Bildungspolitik: Ein erfolgreicher Übergang zu einer Grünen Wirtschaft benötigt eine systematische Orientierung der Bildungssysteme, insbesondere der Berufsbildung, an Nachhaltigkeitszielen. Dies gelingt nur, wenn Nachhaltigkeit in die Entwicklungsstrategien und alle Politikbereiche eines Landes integriert wird.
- Anreize und Unterstützung für den Privatsektor: Der Privatsektor benötigt umfassende Anreize und Unterstützung, um grüne Arbeitsplätze zu schaffen und die Nachfrage nach grünen Kompetenzen zu steigern. Unternehmen sind oft nicht motiviert, in umweltfreundliche Maßnahmen zu investieren, solange diese nicht kurzfristig wirtschaftliche Vorteile bieten.
- Integration der informellen Wirtschaft: Die informelle Wirtschaft spielt in vielen Entwicklungsländern eine wichtige Rolle und muss in den Übergang zu einer grünen Wirtschaft und in die Berufsbildungspolitik integriert werden. Dies ist notwendig, um umweltschädliche Aktivitäten zu verringern und marginalisierte Personen in modernisierte TVET-Systeme zu integrieren.
- Stärkung der TVET-Systeme: Berufsbildung ist entscheidend, um die Arbeitskräfte auf den Übergang vorzubereiten, aber die Systeme müssen gestärkt und an umfassende soziale Schutzmaßnahmen angepasst werden. Dies beinhaltet eine flexible Reaktion auf sich ändernde Anforderungen sowie die Vermittlung solider beruflicher und übertragbarer Kernkompetenzen.
- Holistische TVET-Reformen im Einklang mit Bildung für nachhaltige Entwicklung (ESD): Viele TVET-Systeme sind zu schwach, um einen gerechten Übergang zu unterstützen. Es bedarf umfassender Reformen, die eine Abstimmung mit Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsstrategien, mehrstufigen Governance-Ansätzen und eine enge Verknüpfung mit anderen Bildungsformen einschließen.
- Erhöhte Bedeutung von Arbeitsmarktprognosen: Der Wandel verstärkt die Notwendigkeit von Arbeitsmarktprognosen, um aufkommende Qualifikationsanforderungen abzustimmen. Dies erfordert Antizipationsmechanismen, die auf nationalen Arbeitsmarktinformationssystemen basieren, und enge Verbindungen zwischen Arbeitsmarktprognosen und TVET-Systemen.
- Schnelle Anpassung von TVET an neue berufliche Profile: TVET-Systeme müssen schnell auf die sich ändernde Nachfrage nach Fähigkeiten reagieren. Dies beinhaltet die Anpassung bestehender Berufsprofile und die Entwicklung neuer Profile im Einklang mit den Anforderungen einer Grünen Wirtschaft.
Die Thesen verdeutlichen, dass ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich ist, um die Berufsbildungssysteme den zukünftigen Anforderungen einer nachhaltigen, grünen Wirtschaft anzupassen und einen gerechten Übergang für alle Beteiligten zu ermöglichen. Das vollständige Thesenpapier finden Sie hier.
Für mehr Informationen zu diesen Themen können Sie gerne den Kontakt aufnehmen, konkrete Praxis-Erfahrungen und etablierte Lösungen bei der Umsetzung internationaler Entwicklungsprojekte steht Ihnen die indeson GmbH zur Verfügung.